Hämoglobin vs. Hämocyanin

  • Hallo Gemeinde,
    heute stelle ich wieder eine Frage, die sich auf den ersten Blick mehr an jene wenden zu scheint, die die Diplopoda-Haltung von der wissenschaftlichen Seite betrachten. Bei genauerer Hinsicht könnte sie aber auch interessant für alle von uns sein!

    Vor zwei Jahren bin ich bei meinen Recherchen über die richtige Zusatzversorgung von Schnecken mit Proteinen auf diese sehr interessante Aussage eines Biologen gestoßen:

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    Ab Min. 18:24 erklärt der äußerst nette Herr, dass Fische den Blutfarbstoff Hämoglobin haben, mit dem zentralen Eisenatomen; Mollusken aber, haben den Blutfarbstoff Hämocyanin, mit dem zentralen Kupferatomen als Sauerstofftransporter.
    Wenn man aber - so seine weiteren Ausführungen - regelmäßig Futtertiere mit Hämoglobin verfüttert (in Fischfutter und Pellets z. B. ein Hauptbestandteil, sofern es sich um hochwertiges Futter handelt!), haben die Mollusken (um die es hier zentral geht) zu wenig Kupfer, um ihr Hämocyanin aufzubauen und sind mit der Zeit an (Zitat) "zu wenig Blutfarbstoff erstickt".
    Dies im Fokus, sind die (Zitat) "ideale Futtertiere für alle Tintenfische (Mollusken, also auch Schnecken), Wirbellose". [...]

    Diese Aussage hat mich hellhörig gemacht und darum bin ich damals dazu übergegangen, meinen Schnecken als zusätzliche tierische Proteinquelle nur noch Gammarus, FD-Grillen und Zophobas (für den menschlichen Verzehr gedacht und darum von Lebensmittelqualität: wichtig!!!) anzubieten.
    Sidenote: All diese Futterkomponenten, sowie mein Fischfutter bewahre ich stets im Froster auf, um den Nährstoffverfall so lange wie möglich herauszuzögern, bzw. aufzuhalten!

    Und nun möchte ich den Bogen zu den Diplopoda spannen.

    Auch sie sind Tiere, die als Sauerstofftransporter Hämocyanin besitzen.
    https://daten.didaktikchemie.uni-bayreuth.de/umat/haemocyanin/Haemocyanin.pdf

    Meine Frage daher: Ist es aufgrund der Aussage im Video tatsächlich ratsam, unseren Diplopoda (und Schnecken) Futterbestandteile anzubieten, die Hämoglobin enthalten?

    Nun ist mir natürlich klar, dass es hier um die Hauptnahrung der Tintenfische geht, auf die sich die Aussage im Video bezieht - unsere Dilpopoda bekommen die tierische Nahrungskomponente (für gewöhnlich Fischfutter) ja nur als Zusatz, sodass es sich hier um ganz andere Mengen handelt. Aber dennoch - so rein von der Sache her kann ich es doch vermeiden, meinen Tieren Hämoglobin-haltiges Futter anzubieten, da es ja Hämocyanin-haltige Alternativen, wie Gammarus, Grillen und Zophobas gibt.

    Die Diskussion ist eröffnet. :)

    Liebe Grüße

  • Ich behaupte jetzt einfach mal dass Diplopoden die sich in der Natur nur von Totholz und Laubstreu ernähren trotzdem keinen Kupfermangel haben.

    Warum sollte die Aufnahme von Hämoglobin ein Problem für die Tiere sein, wenn es Teil ihrer Natur ist, jeglichen organischen Abfall zu beseitigen?!

    Dass sie in der Natur nicht nur tote Insekten sondern auch andere tote Tiere fressen wird sehr wahrscheinlich der Fall sein.

    Auch hier müsste man wieder umfangreiche wissenschaftlich Untersuchungen machen um wirklich herauszufinden wie die Tiere darauf reagieren, und ich bezweifle dass wir hier im Forum über die nötige Zeit, Mittel und das nötige Fachwissen haben um das wirklich beurteilen zu können


    Edit:

    Du musst außerdem bedenken dass Tintenfische reine Fleischfresser sind, also keine andere Möglichkeit haben an Nährstoffe zu gelangen.

    Wenn Tintenfische also kein/zu wenig Kupfer über die Nahrung bekommen haben sie ansonsten keine Möglichkeit.

    Diplopoden haben ja verschiedene Quellen durch ihre teilweise Omnivore Ernährung.

    Diplopoden nehmen ja nicht ausschließlich tierische Nahrung zu sich, sondern in erster Linie von Holz, Laub und anderem Pflanzlichem Material.

    Dadurch nehmen sie ja eh alle für sie wichtigen Nährstoffe und Mineralstoffe auf.

    Gruß Johnny

    Einmal editiert, zuletzt von JohnnyG (31. Januar 2024 um 10:28)

  • Ich behaupte jetzt einfach mal dass Diplopoden die sich in der Natur nur von Totholz und Laubstreu ernähren trotzdem keinen Kupfermangel haben.

    Huhu Johnny,

    warum sollten sie auch? :/

    Der Kupfermangel soll doch dadurch zustande kommen, dass Tiere, die Hämocyanin als Blutfarbstoff haben (u. A. auch Arthropoden), zu reichlich mit Hämoglobin-haltigen-Futtermitteln ernährt werden; in dem Video bezogen auf Kraken (Mollusken), welche praktisch ausschließlich mit Fisch ernährt wurden, oder habe ich das falsch verstanden?

    Warum sollte die Aufnahme von Hämoglobin ein Problem für die Tiere sein, wenn es Teil ihrer Natur ist, jeglichen organischen Abfall zu beseitigen?!

    Dass sie in der Natur nicht nur tote Insekten sondern auch andere tote Tiere fressen wird sehr wahrscheinlich der Fall sein.

    Ja, natürlich. Da stimme ich dir zu! Ich schrieb ja auch in meinem Post in den letzten Sätzen:

    Nun ist mir natürlich klar, dass es hier um die Hauptnahrung der Tintenfische geht, auf die sich die Aussage im Video bezieht - unsere Dilpopoda bekommen die tierische Nahrungskomponente (für gewöhnlich Fischfutter) ja nur als Zusatz, sodass es sich hier um ganz andere Mengen handelt.

    Wie gesagt, fressen Diplopoda diese tierischen Nahrungsbestandteile nicht als Hauptnahrung und von daher ist die im Video angesprochene Blutsauerstoffsättigungsproblematik nicht mit einem Oktopus vergleichbar, der tägl. praktisch ausschließlich Fisch als falsche Nahrungsquelle aufnimmt - schon klar!

    Dann schrieb ich als weiterführenden Gedanken:

    Aber dennoch - so rein von der Sache her kann ich es doch vermeiden, meinen Tieren Hämoglobin-haltiges Futter anzubieten, da es ja Hämocyanin-haltige Alternativen, wie Gammarus, Grillen und Zophobas gibt

    Und darum ginge es mir eigentlich essenziell:
    Ich betrachte diese (für mich jedenfalls!) sehr interessante Info bezüglich des Hämocyanins eher als vorsorgliche Maßnahme, in Bezug auf das, was ich meinen Tausis als Zusatzproteinquelle anbieten möchte.

    Selbst, wenn das von den meisten Haltern angebotene Fischfutter keinen direkten Schaden bei den Tieren anrichtet, so kann ich dennoch vorsorglich auf eine sichere Alternative zurückgreifen.
    Warum nicht?

    Unsere "Heimtiere" können sich ja nicht - anders als in der Natur - aussuchen, was sie fressen, sie müssen das zu sich nehmen, was sie in vergleichsweise sehr beschränkter Auswahl (welche ja von uns getroffen wird!) in ihrem kleinen Habitat (dem Terra) vorfinden.

    Mal ein Beispiel: Theobromin ist für Hunde giftig bis sogar tödlich, je nach Menge und Größe des Hundes. Es ist in Kakao und somit auch in Schokolade enthalten. Viele Hunde lieben Schokolade und würden sie "ohne mit der Wimper zu zucken" auch in einer für sie tödlichen Menge fressen. Ein kleines Stück Vollmilchschokolade würde aber nicht einmal einen Chihuahua gleich umbringen. Dennoch biete ich sie meinen Hunden niemals an! Weißt du, was ich meine?

    Du musst außerdem bedenken dass Tintenfische reine Fleischfresser sind, also keine andere Möglichkeit haben an Nährstoffe zu gelangen. [...]

    [...] Diplopoden nehmen ja nicht ausschließlich tierische Nahrung zu sich, sondern in erster Linie von Holz, Laub und anderem Pflanzlichem Material. [...]

    Wie gesagt, habe ich diesen Punkt in meinem Eingangspost gleich selbst angesprochen (siehe mein eigenes Zitat)!

    [...] und ich bezweifle dass wir hier im Forum über die nötige Zeit, Mittel und das nötige Fachwissen haben um das wirklich beurteilen zu können

    Nun gut - möchtest du damit ausdrücken, dass ich mir Beiträge sparen soll, die etwas mehr "ins Detail" gehen oder vielleicht ein wenig mehr Nachdenken erfordern. Soll ich einfach, wenn ich über derartige Infos "stolpere" gleich zu mir selbst sagen: Ach, darauf hat eh keiner eine fundierte Antwort, also poste ich die entsprechende Info und meine Fragen dazu erst gar nicht?

    Ich fand die Info allgemein interessant, dass Arthropoden zu den Spezies gehören, welche den Blutfarbstoff Hämocyanin aufweisen, im Gegensatz zu dem Hämoglobin von Wirbeltieren, und die Auswirkungen bei entsprechender (Fehl)fütterung. Hat sich darüber schön einmal jemand Gedanken gemacht? Das geht ja nur, wenn man eine derartige Information erhält, bzw. von diesem Sachverhalt Kenntnis hat ...
    Ich empfinde solche Dinge als Horizont-erweiternd aber es ist natürlich möglich, dass die Mehrheit das schon wusstet und ich euch (oder dich) mit diesem Post nur langweile?!

    Aber selbst, wenn wir hier nicht das Fachwissen haben, besteht ja doch die Möglichkeit, dass sich der ein oder andere "Mehrwissende" zu Worte meldet und uns mit weiteren Informationen füttert, oder nicht?

    Letztlich stecken die Forschungen über Diplopoda noch in den Kinderschuhen, sodass wir Hobbyhalter nur auf sehr wenige fundierte Informationen zurückgreifen können. Aber wir alle sind doch bestrebt, mehr zu lernen, denn eines ist ja sicher klar: Wir wissen noch längst nicht genug oder alles über unser Hobby, bzw. die Tierchen, die wir pflegen, es gibt immer wieder neue Erkenntnisse. Aber wie soll man mehr herausfinden, wenn wir uns immer nur auf den alten, bekannten Pfaden bewegen? Mir, wie gesagt, geben solche Berichte einen enormen Input und regen mein Gehirn an, immer weiter zu fragen und zu hinterfragen - ich hoffe einfach, wenigstens ein paar von euch geht das ebenso?! Wenn ihr jedoch alle kein Interesse an Beiträgen dieser Art habt - Google Scholar-Texte poste ich ja schon gar nicht mehr(!) - dann lasse ich auch das. Doch dann, das muss ich leider sagen, macht die Teilnahme an einem Forum für mich keinen Sinn. Dann kann ich auch stiller Leser sein ... :S

    Liebe Grüße

  • Nun gut - möchtest du damit ausdrücken, dass ich mir Beiträge sparen soll, die etwas mehr "ins Detail" gehen oder vielleicht ein wenig mehr Nachdenken erfordern. Soll ich einfach, wenn ich über derartige Infos "stolpere" gleich zu mir selbst sagen: Ach, darauf hat eh keiner eine fundierte Antwort, also poste ich die entsprechende Info und meine Fragen dazu erst gar nicht?

    Hallo,

    die Frage hast du dir damit selbst beantwortet.


    MfG