Einheimische im Terrarium nachzüchten?

  • Hallö!
    Ich bin mal wieder auf eine komische Idee gekommen:
    Mantis religiosa, die einheimische Gottesanbeterin, wird manchmal auch in Terrarien gehalten und auch VERKAUFT, natürlich mit Papieren.

    Warum sollte man nun nicht auch die einheimischen Diplopoden nachzüchten? Nachzuchten sind doch in Terrrarien wesentlich stabiler, und interessant allemal. Könnte man die nicht auhc an Interessierte verkaufen, die diese Tiere auch gern halten würden? Ist ja für Anfänger enttäuschend, wenn ein Wildfang eingeht...

    Ich starte auch grade ein Projekt zu dem Thema, soll heißen:
    Hab mir aus Glasresten ein kleines 10x10x10cm-Terrarium mit Schiebetür und Lüftung gebaut, sieht genau aus wie die doppelt so großen Spinnenterrarien, bloß dass die Frontscheibe sich zur Seite öffnet....
    Einrichtung: Walderde, Moos, Holzstücke inverschiedenen Zersetzungsgraden, kleine Steine, viel Laub...
    Besatz: 3 Tachypodoiulus niger(Fand ich gestern vorm Haus, dann nachmittags einrichtung gesammelt und abends das Terra gebaut- ein toller Hobby-Tag!)

    Mal sehen ob sich da was tut, und ob ich noch das eine oder andere Tier finde...
    Greetz
    jannes

  • Hallo Jannes,

    das Problem bei einheimischen Arten ist ja oft die Simulation der Jahreszeiten (zumindest bei einheimischen Mantis religiosa, ich weiß nicht ob das bei Diplopoden so wichtig ist), tropische Arten sind in diesbezüglich wesentlich problemloser.
    Und außerdem glaube ich nicht, dass man Käufer für einheimische Tausendfüßer findet, denn:
    1. sind sie bei weitem nicht so groß, farbig und spektakulär wie die tropischen Arten
    2. warum Geld ausgeben, wenn man die Tiere aus der heimischen Natur kostenlos bekommt?

    Für dich und mich und viele im Forum sind einheimische Diplopoden interessant, aber für die große Mehrheit der Terrarianer bestimmt nicht.
    Höchstens bei europäischen Saftkuglern könnte ich mir vorstellen, dass man ein paar Nachzuchten verkaufen könnte, die sind ja zum Teil recht "bunt" und können auch als Ersatz für die großen pill millipedes dienen.

    Ich hab aber auch vor, demnächst ein paar einheimische Diplopoden und Chilopoden zu halten! :)
    Eine Idee für ein billiges Terrarium für einheimische Myriapoden: Diese großen runden Plastikboxen, in denen z.B. ein Kilo Lakritz verkauft wird - auswaschen, mit ner Nadel ein paar Luftlöcher reinpieksen und dann mit Walderde, Steinen etc. sowie einheimischen Pflanzen (z.B. Efeu, Sauerklee) schön einrichten.

  • Ich denke genauso wie Jan. Zu Klein und "unspektakulär" für die meisten Leute und was will man denn für einen einheimischen Tausi verlangen? Vielleicht sind Leute aus dem Ausland interessiert sie zu kaufen weil sie dort nicht vorkommen aber sonst, in den Wald gehen und selbst suchen :O
    Jahreszeiten braucht man nicht zu simulieren wie bei den Mantis. Habe selbst einige Jahre Glomeris marginata gehalten und gezüchtet. Im moment habe ich euch ein kleines 20x20x10 Plastikterri mit allen möglichen einheimischen Arten und sie fühlen sich sichtlich wohl.

    Übrigens werden auf unsere neuen Homepage den einheimischen Arten auch mehrere Kapitel gewidmet
    :soon:

  • Hallo Jannes,

    eine kurze Anmerkung zu Mantis religosa:

    Zitat

    Original von Jannes
    Ich bin mal wieder auf eine komische Idee gekommen:
    Mantis religiosa, die einheimische Gottesanbeterin, wird manchmal auch in Terrarien gehalten und auch VERKAUFT, natürlich mit Papieren.


    Das ist in der Tat komisch: Aufgrund des Schutzstatus darf Mantis religiosa auf keinen Fall gehalten/gehandelt werden, es sei denn, sie haben Papiere. Und die gibt es nur, wenn der vorhandene Zuchtstamm auf vor 1987 zurückzuführen ist.

    Und solche alten Zuchtlinien gibt es nicht.

    Gruß Jochen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Jochen,

    ich kenne ein paar Leute die Mantis religiosa züchten und dabei handelt es sich meistens um Tiere die aus Frankreich bzw. Allgemein dem Mittelmeerraum stammen. Und dort stehen die Tiere nicht unter Schutz...

    Wegen den einheimischen Tausendfüßern; ich stimme da voll und ganz Peter zu!

    - zu unspektakulär
    - leicht selber zu "beschaffen"

    Also ganz ehrlich, Peter, Marie und ich halten selber einige einheimische Tausendfüßer bzw. Saftkugler zu Hause in kleinen Terrarien aber wenn jemand interessiert ist an einheimischen Tausendfüßern dann wird er wohl in den Garten oder den Wald gehen, ein paar Steine/Holzstücke umdrehen und sich ein paar Tausendfüßer mitnehmen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Jochen,

    kleine Nachtrag - habe mich gerade eben nochmal schlau gemacht und es stimmt anscheinend wirklich! Auch wenn die Tiere aus dem Ausland kommen braucht man dafür Papiere.

    D.h. da kein Zuchtstamm von vor 1987 real da ist und man auch mit ausländischen Tiere nicht weiter kommt - ist da gar nichts legal in die Richtung!

    Ich werde mich gleich mal an die zwei mir bekannten Züchter wenden...

  • Hallo,
    Jannes einheimische Tausendfüßler kannst du auch in Plastikdosen züchten. Ich hab meiner Freundin mal drei Stück gefangen, die sie jetzt als "seelisch-moralische Vorbereitung" auf ihren A. gigas in einer Dose von 0,5l hält. Die vermehren sich ohne Probleme: vor ein paar Tagen haben wir die Dose das erste mal nach Wochen uasgeschüttet um zu sehen ob sie sich wohlfühlen. Der Menge an Kot nach zu urteilen tun sie das :). Un das Beste ist: die beiden unbestimmten Tiere gleicher Art (der dritte ist Polydesmus sp.) liefen dabei quer über ein Blatt Papier. Als sie sich zufällig trafen haben sie sich mal eben so gepaart und liefen nachher eiter in die Richtung die sie vorher hatten. :D
    Demnächst also viele winzige Tausendfüßler.
    Ich werde bei Gelegenheit auch mal Bilder von den Tieren hier rein stellen.

  • ich kann mir aber vorstellen dass unsre heimischen tausis die sogenannte winter ruhe phase brauchen um sich erfolgreich zu vermehren

  • Keine Sorge, die brauchen keine Winterruhe und wachsen teilweise sogar schneller als in der Natur. Kaninchen, Hamster und Amphibien kann man auch ganzjährig in der Wohnung halten ohne Winterruhe. Ich glaube nur bei griechischen Landschildkröten ist es wichtig dass man ihnen die Winterruhe gibt. Im prinzip müsste man dann den meisten der tropischen Tausendfüßer eine Art "Sommer- und Winterruhe" simulieren da viele Arten nur für wenige Wochen bis Monate im Jahr (Regenzeit) aktiv sind und den Rest der Zeit inaktiv tief in der Erde verbringen. Das ist auch der Grund dafür dass nur in bestimmten Zeiträumen im Jahr Tausendfüßer importiert werden, z.B. im moment.

  • jo des mit den schildkröten stimmt nur kannst du dass noch auf alle schildkröten aus gemäßigtem klimazonen ausdehnen (auch sumpfschildkröten) wobei bei den meisten ohne eine winerruhe keine chance auf nachzucht besteht

  • Hallo,
    ich bin auch der Ansicht dass die meisten Wirbellosen und niederen Tiere ohne winterruhe auskommen dürften, Die Winterruhe ist ja im Prinzip ein Wachstumsstop, verbunden mit dem Stress des nicht-Fressens und somit ja eigentlich eine starke Einschränkung der Tiere in ihrer Entwicklung.

  • An den Kuglern beispielsweise dürfte genug Interesse bestehen! Die findet man nämlcih so gut wie gar nicht, da gibt es sicher interessenten...


    Zur Winterruhe:
    Ameisen brauchen auch keine, meine Pheidole pallidula leben auch ohne(2mal ausgesetzt) und es geht ihnen prima... Hab sogar zwei Königinnen!

    peter: Bei Kaninchen wundert mich das kein Stück, die halten nämlich keine WInterruhe oder sowas in der Art...

  • Zitat

    Die findet man nämlcih so gut wie gar nicht


    ...stimmt. Ich war jetzt ein paar mal unterwegs und hab kiloweise andere Tausendfüßer gefunden, aber keinen einzigen Saftkugler und nur wenige Polydesmiden (von den winzigen P. germanicus abgesehen).
    Ich denke aber mal das wird auch vom Gebiet abhängen dass ich hier nix finde.

  • Zitat

    ...und nur wenige Polydesmiden (von den winzigen P. germanicus abgesehen).


    Woher weißt du dass es sich um Polydesmus germanicus handelt? Wenn es wirklich welche sein sollten wäre das eine Art Sensation da diese Art bis jetzt erst an 4 Orten in Deutschland gefunden worden ist, meist in Steinbrüchen und Geröllhalden. Diese Art wird bis 8mm lang.
    Ich denke mal es handelt sich um Jungtiere von P. denticulatis, eventuell auch P. angustus.
    Ich will hier nicht klugscheißen oder so, aber sonst fängt es mit dem Namenswirrwarr an und jeder hat einen kleinen P. germanicus gefunden
    :beer:

  • Hallo Peter,
    ich bin da einfach nach meinem gutem alten Brohmer gegangen in dem steht: "höchstens 8mm, weiß" und die anderen Arten alle als wesentlich größer und als "nie weiß" beschrieben sind. Nach Jungitieren sahen sie nicht aus, dann hätte ich wohl auch mal einen adulten finden müssen. War aber nich so, nur hunderte der kleinen weißen Viecher.
    Also hab ich mal so um-die-Ecke-geschlussfolgert es kann nur die Art sein Ich hab keine Ahnung ob derselten ist oder nicht. ?(
    Aber sicher kann man sich nie sein. ;)
    Ich kann ja bei Bedarf mal Fotos machen.

  • Ok, habe eben im Brohmer geschaut und da steht es tatsächlich so drin :bigthump:
    Allerdings sind so ziemlich alle Bandfüßerarten weiß solange sie nicht [lexicon]adult[/lexicon] sind. Selbst die großen tropischen Arten sind subadult meist noch weiß und bekommen erst die Färbung als Adulti.
    Zähle einfach mal die Segmente der kleinen da Adultis immer 19 oder 20 Segmente haben.
    Konnte als ich mit Robert und Marie im Wald war auch nur weiße Jungtiere finden von wenigen Millimetern länge und keinen einzigen Adulti :undecided:
    Im Frühjahr und Herbst ist Eiablagezeit bei den einheimischen Polydesmiden, deshalb die vielen Jungtiere, frag mich aber net warum man keine Adultis findet.

  • Hallo,
    Ich war grade mal draußen ein paar der Teire fangen. Dabei habe ich feststellen müssen dass jetzt weit weniger vorhanden sind als ncoh vor drei Wochen. Es kann sein das es daran liegt, dass der Fundort jetzt ein wenig feuchter ist und (trotzdem) die Sonne den ganzen Tag schon anliegt.
    Ich hab kein gutes Foto hingekreigt, also wurden die tiere kurzerhand unter den Scanner verfrachtet. Blos ruhighalten wollten sie nicht :O

    Mein Fehler: der oben im bild ist kein Polydesmide. Hab ich jetzt erst gemerkt. Derhat aber weit über 20 Segmente.

    Der unten im Bild ist edie Art die ich meine, das Tier ist 6,5 mm lang und hat so weit ich gezählt habe 16 oder 17 Segmente.
    Ic hwerd ide beiden mal mit zu den anderen einheimischen setzen, mal sehen was daraus wird.

    PS: nich dass ihr denkt ich hab die Winzlinge im Scanner zerqetscht, die sind froh und munter. Der untere sieht nur so komisch aus weil er von unten zu sehen ist.

  • Ahh, es handelt sich bei beiden Tiere um Vertreter der Chordeumatida was ganz gut an den Bäckchen zu erkennen ist welche andere Tausendfüßer nicht haben. Chordeumatiden haben auch mehr Segmente wie Bandfüsser als Adultis, nämlich 30.
    Der obere könnte zur Familie Chordeumatidae gehören da er keine großen flügelartigen Auswüchse (Paranota) auf den Segmenten hat. Es könnte sich um Jungtiere von Chordeuma sylvestre handeln welcher recht häufig ist, wird 11-13mm groß

    Der untere könnte zur Familie Craspedosomatidae gehören welche flügelartige Auswüchse haben, ähnlich wie die Bandfüsser. Es könnte sich um Jungtiere von Craspedosoma rawlinsii handeln welcher recht häufig ist, wird 15-16mm groß

  • Vielleicht hilft das noch weiter: das obere Tier ist drehrund, hat wesennlich mehr Segmente als das untere und einen Stachelartigen Fortsatz oben am [lexicon]Telson[/lexicon].

    Edit: die Bäckchen täuschen, das müssen Beine sein die zufälig unter dem Kopf liegen, jedenfalls sind die in Natura nicht zu sehen. Keine Ahnung warum das so aussieht, aber es ist eine Täuschung.

    Einmal editiert, zuletzt von kaeferjoe (16. April 2004 um 17:08)

  • Bei der gelegenheit ärgere ich mich gleichmal über mein sch*** Bestimmungsbuch das mich in die Irre leitet und nix über die Wahrscheinlichkeit dass es eine bestimmte art ist aussagt.
    Falls ich mich jetzt hier zum Affen gamacht habe: das Buch ist schuld!! :D
    Nee, stimmt schon, hätte mich vorher informieren müssen.