"Sozialverhalten" bei Tausendfüssern

  • Hallo miteinander


    Ich habe vor einiger Zeit eine für mich interessante Beobachtung machen können und bin jetzt einfach neugierig ob auch jemand anders ähnliche Erfahrungen gemacht hat.


    Von den ursprünglich fünf Spiropoeus fischeri meiner Tochter waren nur noch zwei übrig, ein Bub und ein Mädel. Das Mädel war schon ziemlich verlangsamt und so habe ich die beiden in mein großes Gemeinschafts-Terrarium genommen. Der Bub sollte nicht alleine in seinem Terrarium bleiben müssen, wenn sie stirbt. Sie hatten auch beide bereits das stolze Alter von gut vier Jahren erreicht.


    Nachdem das Mädel noch etwa zehn Tage langsam unterwegs war, hatte sie sich ganz nach hinten in eine Ecke zurückgezogen, wo sie schließlich auch nach mehreren Tagen verstorben ist.


    Er war in dieser Zeit viel unterwegs, ist aber regelmäßig mehrmals am Tag zu ihr in die Ecke gekommen. Mal war er nur kurz bei ihr und manchmal ist er auch für längere Zeit zu ihr gelegen und hat sie befühlert oder mit den Beinen betastet.
    Ich konnte niemals beobachten, dass er versucht hätte, sich mit ihr zu paaren. Er zeigt(e) aber durchaus Interesse an einem Dendrostreptus macracanthus Mann. Dieser auch an ihm, nur so nebenbei ;(


    Als das S. fischeri Mädel gestorben war, hat der Bub sich nicht mehr für sie interessiert und ist auch nicht mehr in die Ecke gegangen.


    Auf mich hat das den Eindruck gemacht, als wenn er gewußt hätte, dass sie sterbend ist und ihr dabei irgendwie beigestanden hätte.


    Ich weiß, dass wir nicht unsere Gefühlswelt in die Tausendfüsser hineininterpretieren sollten, aber wer sagt denn, dass diese keine Gefühle hätten?


    Liebe Grüße, Sabine

  • Hallo


    Ich würde bei Füßern in erster Linie ein Sozialverhalten ausschließen.


    Es kann sein dass er im Terrarium den Geruch des Weibchens immer wieder nach gegangen ist
    und bei ihr dann bemerkt hat, dass diese nicht Paarung"fähig" ist.


    Es könnte andererseits aber auch ein Sicherheitsbedürfnis sein(oder wie man das nennen will)
    ein paar Arten sind ja meist zu mehreren anzutreffen, ob es hierbei ein Sozialverhalten,
    oder einfach ein "In-der-Gruppe-bin-ich-sicherer"-Instinkt ist, vermag ich nicht zu sagen.



    Zum Thema Sozialverhalten, ist mir da aber auch eine Sache besonders aufgefallen.
    Und zwar trettet ein Füßer nie auf einen anderen drauf!
    Wenn ein Tier über ein anderes, egal welcher Art, drüber läuft,
    wird dieser entweder gar nicht, oder nur ganz vorsichtig berührt!


    Das Verhalten lässt mich Rätseln. Denn das hat ja für das Tier an sich keinen nutzen.
    Selbst soziale Säugetiere latschen eiskalt auf nem Rudelmitglied....
    Auch Füßer latschen auf Asseln drauf, oder Schnecken, aber andere Füßer,
    werden vorher abgetastet und dann vorsichtig "überlaufen".


    LG
    Julia

  • Hallo Julia


    Ich weiß auch nicht, ob man das Sozialverhalten nennen kann, deshalb habe ich es auch in Anführungszeichen gesetzt.
    Vielleich wäre es treffender gewesen, es interessante Verhaltensweisen zu nennen.


    Ich denke aber schon, dass das nicht über Artgenossen laufen einen Nutzen hat. Immerhin verbringt jeder Tausendfüsser im Gegensatz zu manch anderem in Gruppen lebenden Tier doch einiges an Lebenszeit mit Häutungen und ist da einfach empfindlich für Störungen.
    Möglicherweise dient dieses Abtasten einfach dem Herausfinden des "Härtegrads" oder der sich häutende Füsser gibt eventuell Duftstoffe oder andere Signale ab, die der andere durch Tasten aufnehmen kann.
    Ich finde das doch ziemlich interessant.


    Vielleich haben noch andere interessante Beobachtungen machen können.


    Liebe Grüße, Sabine