Wo sind sie, unsere Tiere? Wo sind die Wildfänge und die Nachzuchten?

  • Grüß euch,

    nun, wie im Titel schon steht. Wo sind sie? Die gleiche Frage stelle ich mir oft bei Amphibien und Reptilien, die zu hunderttausenden eingeführt werden und dann in der Versenkung verschwinden. In den letzten Jahren kam im Diplopoda Bereich ja einiges an Importen rein. Aus Afrika, Asien, Amerika... Wo sind die denn alle hin? Ist es tatsächlich nun auch in einem so kleinen Nischenbereich wie dem hiesigen so weit gekommen, dass die Tiere tot gehalten werden ohne dem Versuch einer Zucht? Gerade Archispirostreptus gigas, Epibolus pulchripes und Centrobolus sp. wurde doch wie warme Brötchen verkauft und waren überall in den Händlerlisten ausgeschrieben. Aber seit einiger Zeit gibt es kaum noch Nachzuchten und an Wildfängen kam auch nichts mehr rein. Dass der Terrarienmarkt eingebrochen ist, ist ja nichts neues. Aber den Terrarienstamm aufrecht erhalten sollte doch eigentlich selbstverständlich und ein Selbstläufer sein? Hat das für mich nur den Anschein dass die Tiere am Verschwinden sind, oder täusche ich mich da? Ich kann mich noch gut an eine Wühlkiste auf einer Börse erinnern, in der mehrere Tausend deutsche Nachzuchten von Centrobolus splendidus mit 1-3cm waren. Ich selbst hatte von meinen 12 Tieren damals knapp 300 Nachzuchten groß bekommen. Aber auch hier, wenn ich diejenigen anschreibe, die von mir Tiere bekommen haben kommt entweder "alle tot" oder nichts zurück. Ich finde es sehr schade dass auch dieser Bereich der Terrarienkunde langsam aber sicher kaputt geht. Aber vielleicht täusche ich mich auch mal...

    LG
    Mario

  • Servus AT,
    dass es hier im Forum seit einiger Zeit sehr ruhig ist, ist leider nichts Neues. Wenn ich mir so die Mitgliederliste ansehe sind von den Mitgliedern mit den meisten Beiträgen (auf Seite 1) vlt. vier bis fünf mehr als einmal die Woche hier regelmäßig on. Und auch die Anzahl an neuen Threads und Posts hat ja stark abgenommen, wenn man das mit den "alten Zeiten" vergleicht.
    Die letzte Börse auf der ich war war glaube ich die Frankfurter Insektenbörse letztes Jahr, mal von Peter G. abgesehen, gab es noch ein, zwei Stände mit wenigen Füßerarten. Peter hatte allerdings damals viele verschiedene Arten, habe aber auch so den Eindruck, dass er einer der letzten größeren Händler ist der eine größere Auswahl anbietet. Füßer scheinen wohl einfach nicht rentabel genug zu sein. Die Arten die am meisten verkauft werden, sind wenn dann knallbunt oder groß, sobald es aber ins Schwarze oder Braune geht gibt es halt nur wenig Interessenten.
    Ich inseriere meine Nachzuchten ja auch auf diversen Plattformen und mal von ein paar wenigen Arten abgesehen bleib ich regelrecht auf den Tieren sitzen. Könnte mir schon vorstellen, dass das viele Halter irgendwann dazu bewegt ihre Tiere komplett abzugeben oder erst gar nicht zu züchten.
    Bleibt nur zu hoffen, dass es irgendwann wieder besser läuft.
    Aber vlt. noch als kleinen Lichtblick, auch wenn das Forum hier etwas ruhig geworden ist...es gibt diverse Gruppen in einem großen sozialen Netzwerk die immer noch sehr aktiv sind, viel Freude am Hobby zeigen und regelmäßig Bilder ihrer Pfleglinge posten.

    LG
    Phili

  • Guten Tag,

    interessanter Beitrag und einer Überlegung wert.

    Was eigentlich fragwürdiger ist, wenn A.Gigas einfach zu züchten ist, warum gibt es noch Wildfänge?

    Es sollten eigentlich genügend Nachzuchten existieren?

    Wenn keine Zucht gelingt, dann sollte man diese Arten nicht halten und ständig aus der Wildnis entnehmen und somit den Bestand gefährden.

    Es geht nicht um den Markt und die Anzahl der Halter, sondern eher, dass die ganzen Tiere sterben ohne Nachwuchs zu haben.

    Oder habe ich etwas falsch verstanden?

    Was wäre der Lösungsansatz dafür, dass man nicht ständig Wildfänge importieren muss, und dennoch für interessierte Halter möglich sein sollte Tiere zu bekommen?

    Guten Gruß

  • Hallo Zusammen,

    ich setze mich noch nicht sehr lange mit den Füßern auseinander, aber nachdem ich mich hier eingelesen habe, könnte es daran liegen, dass es 8-10 Jahre dauern kann um eine F2 Generation von den Gigas zu erhalten. Bitte korrigiert mich, wenn ich da falsch liege. Das ist natürlich eine lange Zeitspanne und für Händler eher unrentabel, deshalb werden sie weiterhin Wildfänge importieren. In der Regel ist es wohl auch leider so, dass man sich erst nach Erstehen eines Tieres mit der Haltung und evtl Zucht auseinandersetzt. Übers Internet finden die Interessierten dann vielleicht hierher und sehen, dass es besser gewesen wäre, sich hier Nachzuchten zu besorgen. Das selbe trifft wohl leider auch für fast alle Terrarien- und Aquarientiere zu. Der Einsatz den manche hier im Forum und in anderen sozialen Netzwerken leisten ist für die Erhaltung und sicherlich auch für Schutzmaßnahmen sehr wichtig. Die Menschen kümmern sich nur um Dinge, zu denen sie selber einen Bezug haben. Den bekommen sie nur über die Haltung und Informationen aus den Medien. Deshalb weitermachen und positiv denken ;)

    Gruß Armin

  • Grüß Euch,

    dass die Tausendfüßer, im Vergleich zu den meisten anderen Wirbellosen, in den Terrarien nicht wirklich existent sind, ist ja nichts Neues.

    Ich glaube dass das von Mario beschriebene Phänomen durch die Kombination von vielen verschiedenen Faktoren zustande kommt.

    • Schlechte Haltungsbedingungen bei vielen Anfängern (Entschuldigung an all jene denen ich hier Unrecht tue!)
    • Unsorgfältige Kontrolle vom Substrat welche zur Entsorgung der Eier/Larven/Jungtiere führt
    • schlechte Vernetzung was den Austausch erschwert - ich glaube dass die wenigsten die sich mit den Tieren beschäftigen hier im forum aktiv sind...
    • ausbleibender Zuchterfolg - zB bei meinen adulten A.gigas habe ich immer jede Menge Eier und immobile Larven gehabt... aber nie größere Jungtiere
    • teils lange Generationszeiten, während denen auch mal was schief gehen kann
    • kommerzielle Gründe - Import von adulten Tieren ist günstig, Nachzüchten dauert, wie von Armin angesprochen, bei manchen Arten lange, und Kunden sind ungeduldig; warum das gleiche für ein kleines Jungtier zahlen dass sich noch dazu lange im Substrat aufhält wenns um den selben Preis ein großes aktives Tier gibt...

    Ich habe mich mit Martin H. von thepe**actory auf der letzten Börse über Tausendfüßer etwas unterhalten, und der meint alles was entweder bunt oder sehr
    groß ist verkauft sich gut, alles andere nur an Liebhaber, und die sind leider selten. Mit dieser Aussage ist auch relativ klar warum sich das Importieren von
    großen und bunten Tieren eher rentiert als ein paar braune/schwarze mittelgroße Arten nachzuzüchten.

    • Pech

    Ich würde mich nicht unbedingt zu den blutigen Anfängern zählen, aber dennoch pflege ich schon länger ich ein paar Arten, die sich eigentlich gut
    vermehren zB E.pulchripes aber von Nachwuchs ist bei mir keine Spur...
    Bei meinen P.ligulatus habe ich es in den letzten zwei Jahren nicht geschafft gleichzeitig geschlechtsreife Männchen und Weibchen zu ergattern.

    • Absicht - wenn ich daran denke wie viele kleine Salpidobolus sp. und Spirobolida sp.2 bei gerade unterwegs sind bekomme ich auch ein leich komisches Gefühl wenn ich darüber nachdenke dass ich die vermutlich nicht alle los werde... ich hab nicht erst einmal gehört dass das Substrat mit den Eiern und Jungtieren absichtlich/wissentlich entsorgt wird/wurde damit der Nachwuchs ausbleibt, oder nur so viele Jungtiere behalten werden die man selber pflegen möchte...ich habe nicht gefragt was mit den anderen passiert ist...
    • mangelnde Nachfrage...ist leider selbsterklärend

    ...und vermutlich gibt es noch eine ganze Riehe anderer Faktoren an die wir nicht denken...


    LG Simon

  • Hallo,

    ich find eure Diskussion sehr interessant.

    Seit ca. einem dreiviertel Jahr wohnen ein paar Spirostreptus gregorius Weibchen bei mir - also ich zähl mich zu der Kategorie blutige Anfänger ;)
    Die Tiere hab ich von jemandem aus dem Forum und es sind Nachzuchten. Dass war mir sehr wichtig und Importtiere wären nicht in Frage gekommen.
    Gut - irgendwann wurden meine auch importiert - aber hoffentlich vor vielen Generationen..

    Bei den S. gregorius hatte ich auch den Eindruck, dass sie leicht nachzuzüchten sind und auch immer wieder Nachzuchten über das Forum zu bekommen sind.
    Drum dachte ich mir auch, es ist nicht so schlimm, wenn ich vorerst nicht züchte. Oder hab ich da einen falschen Eindruck?

    Prinzipiell hätt ich gar nix dagegen auch Männchen dazuzusetzen - wollte es am Anfang aber langsam angehen.
    Aber ich hab große Bedenken, ob ich dann auch wirklich genug Abnehmer für die Tiere finde.
    Wenn ich eure Zeilen lese sind die Bedenken (zumindest bei bestimmten Arten) doch berechtigt.
    Vor allem, da die Art ohnehin leicht verfügbar ist.. und weder in die Kategorie 'groß' oder 'bunt' fällt..
    Das ist für mich der Hauptgrund warum ich momentan nur gleichgeschlechtliche Tiere halte.

    Würd mich sehr interessieren wie das andere machen,
    bei welchen Arten es gut wäre, sie zu halten und zu züchten weil sie sonst importiert werden
    oder bei welchen Arten es eben besser wäre sie nicht zu halten - wie Samhain geschrieben hat.

    liebe Grüße
    Maria

  • Grüß euch,

    vorab, es geht hier nur im geringsten Teil um die Händler! Diese dienen uns bekanntlich nur als "Basis" Lieferanten für unsere Tiere. Dass mit Diplopoden kein Geld zu machen ist, sollte jedem ebenfalls klar sein. Auch kritisiere ich nicht die Forenaktivität von Usern, diese ist im allgemeinen äußerst Rückläufig. In diesem Jahr haben bereits fünf der besten Foren im Bereich Aquarien- und Terrarienkunde geschlossen. Eine Forenaktivität ist kein Baustein einer artgerechten Haltung bzw. von Nachzuchtbemühungen.

    Meine Kritik gilt aber insbesondere, wie in anderen Bereichen auch, vorwiegend der privaten Halter. Wer nur große oder knall bunte Tiere möchte, dem steht dies zu, das ist kein Problem. Problematisch ist, dass entweder keinerlei Interesse mehr an der Nachzucht bzw. artgerechten Haltung besteht oder wir eventuell ganz andere Probleme in der Diplopodenhaltung haben und übersehen ohne dass sich jemand dafür interessiert.

    Zum Thema Wildfänge, der Grund warum es so viele Wildfänge gibt ist simpel, sie sind billiger und bereits "fertig". Viele angehende Halter möchten sofort die adulten Tiere um eventuell auch schnell Nachzuchten zu bekommen. A. gigas ist definitiv einfach und produktiv nach zu züchten, aber ich stelle hier nochmals die Frage: Wo sind diese Nachzuchten? Die letzten Nachzuchten von A. gigas habe ich vor zwei Jahren gesehen. Die letzten Nachzuchten von Centrobolus sp. "Mosambik" und Centrobolus splendidus vor vier Jahren. Das waren dazu auch nur meine eigenen... Ein Verzicht auf Wildfänge bei Arten die (noch) nicht nachgezüchtet wurden halte ich nur bedingt für einen klugen Schachzug. Ich hatte das Glück meine Odontostreptus sp. 2 zur Nachzucht zu animieren indem ich mich intensiv mit dem (teils vermuteten) Verbreitungsgebiet beschäftigt hatte. Aufzucht erfolge hatte ich leider dann nicht mehr.

    Zitat

    Es geht nicht um den Markt und die Anzahl der Halter, sondern eher, dass die ganzen Tiere sterben ohne Nachwuchs zu haben.


    Da hängen wir schon an einem guten Satz. Es ist wohl eines der Hauptprobleme, an dem ich selbst auch angelangt war und seither keine Diplopoden mehr habe. Bei Wildfängen wird die Problematik wohl jene sein, dass sie oft zu geschwächt, dadurch zu krank oder schon zu alt für Verpaarungen sind. Bei Nachzuchten hatte ich selbiges Problem allerdings auch. Meine letzten E. pulchripes und C. splendidus waren deutsche Nachzuchten. Dennoch kam ohne ersichtlichen Grund keine einzige Nachzucht nach. Damit wäre ich wieder bei meinem Bezug zum Thema ob wir etwas übersehen?

    Simon hat gut vorgearbeitet. Dass das Schwinden der Nachzuchten nicht nur eine Ursache hat, ist denke ich auch jedem klar. Ich stimme auch mit den Erklärungsansätzen von Simon weitesgehend überein.

    Zitat

    Schlechte Haltungsbedingungen bei vielen Anfängern (Entschuldigung an all jene denen ich hier Unrecht tue!)


    Definitiv. Allzu häufig habe ich und sehe ich immer noch, dass Diplopoden auf Kokosfasern sitzen bzw. überhaupt keinen geeigneten Bodengrund und damit keine Nahrung haben. Allerdings muss hier auch berücksichtigt werden: Viele Wildfänge werden in Kokoshumus verschifft. Anschließend in Zooläden oder bei unwissenden Großhändlern auf selbigem weiter "gelagert". Da ist der Gedanke unausweichlich, dass man sich als neuer Halter bereits einen Todeskandidaten ins Haus holt.

    Zitat

    Unsorgfältige Kontrolle vom Substrat welche zur Entsorgung der Eier/Larven/Jungtiere führt


    Sehe ich ähnlich. Ich selbst habe altes Substrat immer gut sechs Monate in Eimern gelagert. Andere werden dies wohl nur ein paar Wochen oder gar nicht getan haben. Die Schuld hieran sehe ich aber woanders, dazu gleich mehr.

    Zitat

    schlechte Vernetzung was den Austausch erschwert - ich glaube dass die wenigsten die sich mit den Tieren beschäftigen hier im forum aktiv sind...


    Sehe ich nicht so. Wer Informationen möchte bekommt sie auch sehr schnell zu fassen. Die meisten Tiere werden auf Börsen verkauft und hier sind wir bei einem gravierenden Problem. Der Verkäufer, also der bisherige Halter, ist per Gesetz dazu verpflichtet den neuen Halter/Käufer über entsprechendes Tier und seine Haltung auf zu klären. Und das wird leider in kaum einem Fall gemacht, noch nicht einmal auf Nachfrage. Das führt unter Umständen auch dazu, dass versehentlich Eier und Larven entsorgt werden. In meinen Augen liegt es nicht an der Vernetzung, sondern an der Bereitschaft zu helfen bzw. sich zu informieren.

    Zitat

    ausbleibender Zuchterfolg - zB bei meinen adulten A.gigas habe ich immer jede Menge Eier und immobile Larven gehabt... aber nie größere Jungtiere


    Ein ähnliches Phänomen hatte ich bei meinen Arthrosphaera cf. brandtii. Die Tiere die ich bekam waren, wenn ich das noch richtig weiß, aus einer F1 Generation. Beim Substratwechsel hatte ich damals unzählige F2 "minis" gefunden. Jedoch sind diese aus mir unerklärlichen Gründen alle verstorben. Meine E. pulchripes (F2) waren stets quick lebendig. Irgendwann setzte dann das Reihensterben ein - die Ursachen suche lief damals leider ins leere. Kann natürlich viel an der Haltung liegen, gerne sind es auch Kleinigkeiten die einen aufhalten...

    Zitat

    teils lange Generationszeiten, während denen auch mal was schief gehen kann


    Stimmt in meinen Augen nur zum Teil. Diplopoden bringen, wenn alles gut läuft, viele Eier hervor. Wenn man die natürliche Selektion beachtet wird am Ende dennoch genug an paarungsbereitem zur Verfügung stehen. Vorausgesetzt die Tiere sterben nicht na schlechter Haltung, was wohl der stimmige Teil sein wird.

    Zitat

    Absicht - wenn ich daran denke wie viele kleine Salpidobolus sp. und Spirobolida sp.2 bei gerade unterwegs sind bekomme ich auch ein leich komisches Gefühl wenn ich darüber nachdenke dass ich die vermutlich nicht alle los werde... ich hab nicht erst einmal gehört dass das Substrat mit den Eiern und Jungtieren absichtlich/wissentlich entsorgt wird/wurde damit der Nachwuchs ausbleibt, oder nur so viele Jungtiere behalten werden die man selber pflegen möchte...ich habe nicht gefragt was mit den anderen passiert ist...

    Zitat

    mangelnde Nachfrage...ist leider selbsterklärend


    Die Problematik ist bekannt. Aber Abnehmer finden sich für gewöhnlich immer. Auch wenn es mal einen Monat länger dauert im übertragenen Sinn. Dass Eier bewusst rausgeworfen werden halte ich aber nur in den seltensten Fällen für zutreffend. Auch eine mangelnde Nachfrage würde ich nicht pauschalisieren. Immer mehr Besitzer großer Terrarien wollen im Boden mehr als nur weiße Asseln und Springschwänze um den Boden "lebendig" zu halten. Auch als Futtertier kommen ab und zu Diplopoden in Frage.

    Unterm Strich möchte ich nochmal wieder holen... Es ist nicht nur eine Ursache. Der Mix macht es.

    Zitat

    Bei den S. gregorius hatte ich auch den Eindruck, dass sie leicht nachzuzüchten sind und auch immer wieder Nachzuchten über das Forum zu bekommen sind.Drum dachte ich mir auch, es ist nicht so schlimm, wenn ich vorerst nicht züchte. Oder hab ich da einen falschen Eindruck?


    Würde ich so sagen. Was im ersten Moment nach viel aus sieht kann schnell gegen null tendieren. Siehe meinen opening Post. Über 300 Nachzuchten an C. splendidus, allein bei mir ich war nicht allein mit dieser Menge. Und nur zwei Jahre später war gähnende leere. Erhaltungszucht und Massennachzucht sind manchmal eine schwierige Gratwanderung.

    Nochmal was den Verkauf bzw. das Anbieten von Nachzuchten angeht. Abnehmer finden sich immer. Wer allerdings meint für eine subadulte Nachzucht 20€ zu verlangen braucht sich nicht wundern wenn er auf den Tieren sitzen bleibt. Bei Importen von Großhändlern kann ich das irgendwo manchmal verstehen, aber Tiere als Profitquelle sehe ich generell kritisch. Eine "normale" Schutzgebühr ist in meinen Augen wesentlich angebrachter. Bei meinen C. splendidus waren das damals, je nach Anzahl abgenommener Tiere, zwischen 2€ und 5€. Dazu kam noch selbstverständliche Beratung, verweise auf meine Haltungsberichte und Shuras Buch. Je mehr Informationen übermittelt werden desto besser, denke ich.

    Gruß

  • @'Simon:
    Finde du hast das ganz gut zusammengefasst.

    Maria:
    Bei den gregorius ist es sicherlich kein Problem wenn es Halter gibt, die nur halten und nicht züchten, genau wie bei anderen häufig gepflegten Arten. Hier kommt man in der Regel immer mal an Nachzuchten. Das Problem sehe ich hier wieder in der schlechten Vernetzung die Simon bereits angesprochen hat, weiter unten noch etwas mehr dazu.

    @AT:
    >>>vorab, es geht hier nur im geringsten Teil um die Händler!<<<
    >>>Allerdings muss hier auch berücksichtigt werden: Viele Wildfänge werden in Kokoshumus verschifft. Anschließend in Zooläden oder bei unwissenden Großhändlern auf selbigem weiter "gelagert". Da ist der Gedanke unausweichlich, dass man sich als neuer Halter bereits einen Todeskandidaten ins Haus holt.<<<
    Also die beiden Aussagen gehen ja jetzt nicht ganz Hand in Hand.


    Würde nicht unbedingt sagen, dass sich nicht um artgerechte Haltung bemüht wird oder gar Informationen von Züchtern/Verkäufern absichtlich zurückgehalten werden. Den meisten "Anfängern" denen man begegnet liegen die Tiere ja auch am Herzen. Dass viele Neueinsteiger durch Verkäufer (sind ja dann doch meist die Großhändler) fehlinformiert werden ist ja jetzt auch kein neues Thema. Würde aber dennoch sagen, dass sich dieses Problem immer mehr reduziert als ausbreitet, da sich falsche Haltungsbedingungen einfach nicht auszahlen und sei es auf Dauer für die Verkäufer nur finanziell. Bei vielen Arten, vorallem Wildfängen unbestimmter Arten sind aber die Haltungsbedingungen auch einfach nicht bekannt. Oft fehlt ja sogar das genaue Herkunftsland, geschweige denn das genaue Habitat. Bei vielen Arten ist man einfach immer noch in dieser "Trial and Error"-Phase, was dazu führt, dass es oft keinen oder nur wenig Nachzuchten gibt. Siehe die meisten Harpagophoriden, Polydesmiden und Kugler, aber auch viele Juliformia.

    >>>Eine Forenaktivität ist kein Baustein einer artgerechten Haltung bzw. von Nachzuchtbemühungen.<<<
    Würde dies mal zum Punkt schlechte Vernetzung dazu packen. Die schlechte Vernetzung halte ich für einen sehr wichtigen Grund. Würde auch nicht unbedingt unterschreiben, dass die meisten Füßer auf Börsen verkauft werden, da finden sich ja meist nur wenige Stände an denen Tausis zu erwerben sind und meist sind das dann ja doch wieder Großhändler. Ein Privathalter der nur eine Hand voll Arten pflegt (wenn überhaupt) wird nicht auf eine Börse gehen um seine Nachzuchten zu verkaufen. Die beste Alternative Nachzuchten abzugeben ist meiner Ansicht nach über das Internet in Foren oder anderen Plattformen. Wenn man sich aber z.B. hier im Forum mal die Inserate anschaut finden sich da nicht sonderlich viele. Würde das aber auch nicht unbedingt darauf schieben, dass die Tiere nicht nachgezüchtet werden, sondern dass sie einfach nicht inseriert werden - sprich: schlechte Vernetzung der Halter. Wenn ich auf der Suche nach Nachzcuhten bin schreibe ich meinen "Bekanntenkreis"
    im Forum an, das klappt in der Regel auch recht gut und man kommt an Nachzuchten die (noch) nicht inseriert wurden.
    Das mag nicht für alle Arten gelten, aber zumindest für die "häufigen Arten".

    Dass die Leute absichtlich nicht züchten würde ich im Allgemeinen auch nicht so stehen lassen. Bei einigen mag das sicherlich ein Punkt sein, allerdings vermehren sich die meisten Arten ja von selbst mit der Zeit, bei den wenigsten Arten sind trigger wie Regenzeit, Trockenruhe, Winterruhe usw. nötig. Dass der Zuchterfolg trotz Bemühung ausbleibt halte ich für deutlich ausschlaggebender. Woran das dann immer liegt ist halt die Frage. Mit Sicherheitan vielen Faktoren. Meiner Meinung sind diw wichtigsten nicht-optimalem Substrat und nicht-optimalen Haltungsbedingungen (etwas zu hohe Feuchtigkeit, so dass die Eier verschimmeln; etwas zu trocken, so dass EIer und Larven eingehen; zu warm oder zu kalt). Dies muss nicht mal auf Dauer sein, es reicht ja schon wenn es z.B. wie dieses Jahr einen heißen Sommer gibt und es kurzzeitig in den Terrarien zu heiß wird.

    >>>teils lange Generationszeiten, während denen auch mal was schief gehen kann <<<
    Stimme hier zu.
    Dass mit der natürlichen Selektion würde ich mal in große Anführungszeichen setzen. Die Terrarienhaltung hat ja nicht unbedingt was mit natürlicher Haltung zu tun. Fast jeder Halter wird mit Sicherheit versuchen so viele Nachzuchten wie möglich durchzubringen, damit ist die natürliche Selektion ja schon mal stark eingeschränkt. Im Terrarium versucht man ja die Parameter zu optimieren, Fressfeinde werden ausselektiert, Temperatur, Feuchtigkeit und Substrat werden versucht so optimal wie möglich zu halten. Dass klappt sichelrich nicht immer und meist nur näherungsweise, aber natürliche Selektion ist das nicht mehr. Und wenn dann im Terra doch was schief geht (zu hohe Temperaturen durch zu heiße Sommer, zu kalte Winter etc.) dann kann ein sehr großer Teil des Bestandes betroffen sein, da es nur geringe Ausweichmöglichkeiten (fehlende Mikrohabitate und zu wenig Fläche im Terrarium) gibt.

    >>>Nochmal was den Verkauf bzw. das Anbieten von Nachzuchten angeht. Abnehmer finden sich immer. Wer allerdings meint für eine subadulte Nachzucht 20€ zu verlangen braucht sich nicht wundern wenn er auf den Tieren sitzen bleibt. <<<
    Für Centrobolus magst du vlt. recht haben, aber das ist sichelrich nicht mit jeder Art so. Wie schon erwähnt, bunte und große Arten finden einfach mehr Anklang als die etwas farbloseren Arten und auf denen bleibt man dann auch sitzen. Hatte z.B. bei meinen aoutii deutlich mehr Nachwuchs als Abnehmer und irgendwann sind die Kapazitäten auch erschöpft. Wie lange wird es wohl brauchen 500 junge spec.1 in gute Hände abzugeben bevor sie adult sind und wieder Nachzuchs produzieren? Sicherlich steht es jedem frei sich nur für die bunten und großen Arten zu interessieren, ist ja auch nicht ganz unlogisch warum das so ist, aber Fazit ist, dass es für viele Arten nicht genug Abnehmer gibt. Dass dies nur an einem zu hohen Preis liegt würde ich mal anzweifeln. Alternativ kann man seine Tiere natürlich auch verschenken oder günstigst abgeben, da findet man sicher noch ein paar Abnehmer mehr als wenn man moderate Preise oder eine Schutzgebühr für seine Füßer verlangt, aber irgendwann sind auch da die Kapazitäten der Abnehmer erschöpft und man bleibt wieder auf seinem Nachwuchs sitzen.
    Fazit: Meist ist es so, dass es viel zu wenig oder viel zu viel Nachwuchs gibt.

    Noch zu den Gigas:
    Gerade gigas würde ich in keinster Weise als leicht nachzüchtbar deklaieren. Gigas ist ja dafür bekannt eine Trockenperiode vor der Eiablage zu benötigen. Das in Kombination mit der langen Entwicklingszeit ist sicher einer der Hauptgründe warum es so wenige Nachzuchten dieser Art gibt.

    LG
    Phili

    Habe öfter mal Nachwuchs div. Tausis abzugeben.
    http://echinops.de.tl/

    Einmal editiert, zuletzt von Phili (15. Juli 2015 um 17:42)

  • Hallo,
    mit Interesse habe ich die Kommentare gelesen.
    Ich gehöre auch noch eher zu den Anfangern.
    Mein Bestand:
    Gigas, anadenobolus molinicornis, epibolus pulchripes und sub.spez. 1
    Die sub.spez.1 vermehren sich sehr gut
    Die Gigas habe ich doch vereinzelt Junge und konnte für ein Geschäft abgeben. Die vermehren sich bei mir nicht Massenhaft.
    Ich würde ganz gerne mehr züchten, aber offenbar gibt es mehr Weibchen als Männchen.
    Bei den Anderen funktioniert die Zucht nicht so recht, warum weiss ich noch nicht.
    Beim Weitergeben gebe ich immer etwas Substrat mit, damit der "der Klimawechsel" für die Tiere nicht so krass ist.
    Ich hätte ganz gerne mehr Tausis, da es aber ein NebenHobby ist kann ich nicht 10.- oder mehr Franken pro Tier ausgeben.
    Also ich habe Freude an meinen Tausis und schaue immer wieder rein, ob ich was spannendes sehe oder sogar Kleine.
    Das von meiner Seite her


    Gesendet von iPad mit Tapatalk

  • Hallo,

    ich denke das Intresse an Füsslern ist nicht einfach nicht sehr groß, für mich sind die Tiere ein Hobby das sich im günstigen Fall selbst finanziert durch den Verkauf an Jungtieren.
    Ich weiß nicht wie es andere Halter machen aber meine Tiere bekommen immer Gemüse und Obst ,dadurch kann man sie auch beobachten. Nachdem mir jetzt etliche Intressenten bei den so gefragten Cent.sp mosambic abgesprungen sind,werde ich jetzt auch nur noch Erhaltungszucht betreiben.Jungtiere großzuziehen kostet(mich) Geld und nicht jeder kann es sich leisten viele Tiere großzuziehen.Und Wildfänge sind nun mal billiger.Bei meinen MPA froste ich schon seit einem Jahr Jungtiere was mir schwerfällt,aber da sitze ich immer noch auf Tieren,mit manchmal leichtem Graußen sehe ich den T.auti beim wachsen zu.Ob ich da einen Teil wegbekomme? Auch da hab ich schon Substrat gefrostet.
    Schade um ein schönes Hobby.
    LG
    susanne

  • Hallo,

    erst mal danke an Mario & Phili wegen der Rückmeldung zu meiner Frage. Ich werde erst mal dabei bleiben, dass ich mit den Spirostreptus gregorius nicht züchte.
    Aber es ist bestimmt richtig, dass "was im ersten Moment nach viel aus sieht, schnell gegen null tendieren kann".
    Sogesehen werde ich es mir vielleicht nochmal anders überlegen. Auch wenn sie nicht bunt oder riesig sind - ich find sie toll.

    Wenn es bei manchen so ist, dass erst nach einigen Generationen der Nachwuchs ausbleibt, könnte es in diesen Fällen doch wirklich auch an einem Inzucht Problem liegen oder? Vorausgesetzt natürlich, dass die Haltungsparameter wirklich passen. Obwohl man das wahrscheinlich auch nicht sicher sagen kann.
    Es stammen bestimmt viele Tiere von den gleichen Vorfahren ab (ich denke da z.B. an die Grafik von Frank).
    Aber ich kenne mich zuwenig aus, um wirklich mitreden zu können.

    Die Zeilen von Susann zu lesen find ich total traurig. Ich möchte nicht in der Situation sein, dass ich nicht mehr weiß wohin mit den Tieren..
    Bevor die kleinen gefrostet werden, würd ich ja direkt welche nehmen.. zumindest welche von den kleineren Arten..
    Die Frage bleibt halt, wenn ich überhaupt Männchen u. Weibchen nehmen würde, ob sie sich bei mir auch so gut vermehren würden und was ich dann wieder mache..

    Wie macht ihr das dann bei der 'Erhaltungszucht'? Trennt ihr einfach Männchen und Weibchen und lasst nur wenige zusammen um sich zu vermehren?
    Oder sucht ihr gezielt nach einem Partner der womöglich von einem anderen Halter stammt und nicht so nah verwandt ist?
    Ich hab bisher über so etwas nicht wirklich nachgedacht - meine anderen Haustiere sind nicht so 'exotisch' und stammen alle aus dem Tierheim..

    liebe Grüße
    Maria

  • an Susanna,
    ich hätte interesse an den T.aouti, nur kann die problemlos in die Schweiz geschickt werden?
    Gut, es gäbe die Möglichkeit an der Grenze eine Adresse,so könnte ich die dort abholen.
    Ich denke in der Schweiz ist das interesse noch nicht so gross.
    Ob es Tausisfreunde auf dem Facebook gibt?
    Grüässli


    Schlangenheidi

  • Morgen

    Zitat

    Ob es Tausisfreunde auf dem Facebook gibt?

    Ja,
    zumindest kenn ich 2 Gruppen.
    Einer klein und eher ruhig wie hier und die andere ziemlich groß
    und viel los. Leider, typisch für multikulti Fb Gruppen, viele mit miesen Haltungen.
    Das schlimmste waren da 2 gigas in nem Terra mit reiner Erde und dadrüber Kleintierstreu....
    Aber eher Außnahmen.

    LG
    Julia

  • Ich werde mir bald solche Tiere holen und will mich hier umfassend informieren. Ich halte nicht viel von solchen Märkten. Auch in Reportagen kamen diese sehr schlecht rüber. Am Ende ist es zuviel Geldmacherei.