Problem mit kleinen Mücken!!!

  • Hallo Jenny,

    ich lese in Deinem Beitrag, dass Du wohl Blumentöpfe rumstehen hast.
    Was sehr gut hilft um die Trauermücken in der Blumenerde zu bekämpfen, ist die Oberfläche etwa einen cm dick mit (nicht zu feinem) Sand abzudecken. So können die Mücken keine Eier mehr ablegen. Bei mir hat sich das sehr gut bewährt. Weiterhin sollten Übertöpfe oder Untersetzer sauber gehalten werden, da sich auch dort in zersetzenden Blumenerderesten die Mückenlarven gut etwickeln.

    Die Raubmilben saugen vor Allem an den Larven der Trauermücken, und evtl. an schlüpfenden Puppen; üblicherweise nicht an adulten Tieren da diese zu schnell sind. Raubmilben der Gattung Hypoaspis werden in der biologischen Schädlingsbekämpfung gegen verschiedene Bodenbewohnende arthropoden wie Thripse, Springschwänze, Wurzelläuse, Weichhautmilben und eben auch gegen Trauermücken (hier meist in Kombination mit räuberischen Nematoden) eingesetzt und verkauft. Schlimmstenfalls könnten die Milben aber sehr kleinen, frisch geschlüpften Larven verschiedener Diplopoden gefährlich werden, wenn diese sich nahe der Oberfläche aufhalten. Bei Tieren mit ausgehärtetem Chitinpanzer haben die Milben keine Chance, da Ihre Mundwerkzeuge nur sehr weiche Häute (z.B. von Mücken-oder Tripslarven) durchdringen.
    Im Gegensatz zu Nematoden bewegen sich die Raubmilben aber bevorzugt auf trokenerem, lockeren Substrat, weniger in gut durchfeuchteten, tieferen Regionen (welche die Nematoden bevorzugen).

    Die gegen Trauermücken eingesetzten Nematoden (Steinernema feltiae) haben ein breiteres Wirtsspektrum, das heißt sie befallen verschiedene Insektenlarven. Daher habe ich noch Bedenken, dass sie geeignet sind Trauermücken in Terrarien zu bekämpfen, in welchen Jungtiere schlüpfen/leben. Doch für Topfpflanzen und Blumenkästen stellen sie eine sehr potente alternative zu Insektiziden dar. Die Nematoden werden weit verbreitet in Gärtnereien und Pilzzuchten verwendet um verschiedene Trauer- und Pilzmückenarten zu bekämpfen.

    Weiterhin werden Trauermückenlarven mit einem Bodenbakterium (Bacillus thuringiensis) bekämpft, welches je nach Unterart bzw. Züchtung kristalline Toxine gegen eine ganz spezielle Insektengruppe ausbildet. So gibt es Bakterienstämme gegen Moskitos, Kriebelmücken, Lebensmittel-, Wachs- und Wollmotten, veschiedene Spinnerarten sowie verschiedene Käfer und Fliegen. Diese Toxine sind so lange völlig ungiftig, bis sie vom Zielorganismus gefressen und verdaut werden. Erst im Darm des entsprechenden Zielinsekts setzen sich proteine in die Zellmembranen des Darmepithels und führen zu inneren Blutungen und Verdauungsstörungen. Da somit keine Nährstoffe aus der Nahrung mehr aufgenommen werden können, verenden die Tiere innerhalb weniger Tage. B. thuringiensis ssp. israelensis, kurz B.t.i. wird mit gutem Erfolg gegen Trauermücken eingesetzt. Ob eine Bekämpfung mit B.t.i. in Terrarien für Diplopoden allerdings ungefährlich ist, ist nicht bekannt.

    Die einzigen, mir zur Zeit bekannte, für unsere Diplopoden absolut ungefährlichen Nützlinge um die Trauermücken zu bekämpfen, wären Raubfliegen der Gattung Ceonosia , die gezielt fliegende Beute im Größenspektrum von ca. 1-3mm jagen. Leider wurde die kommerzielle Zucht zum Einsatz in Gewächshäusern wierder eingestellt, da sie sich in Versuchen als nicht rentabel zeigten . Also müssten wir sie uns schön selber fangen...

    Eine sehr interessante und informative Seite zur Trauermückenproblematik im Landbau ist diese.

    Weil das Thema immer aktuell ist (und wohl auch bleiben wird) werde ich dran bleiben. Wenn jemand schon Erfahrungen mit o.g. Nützlingen gemacht hat, würde es mich sehr freuen wenn er sie mit uns teilen würde!!

    Viele Grüße und viel Erfolg!

    Sebastian

    Einmal editiert, zuletzt von Botaniker (7. Dezember 2009 um 11:45)

  • Uiii :love2: Wo bekommt man denn solche praktisch designten Bakterienstämme her? Ich hätt hier ein paar Berge Wolle, die ich gerne gegen Wollmotten und Teppichkäfer schützen würde, ohne die Bude gleich mit Gift zu fluten.

  • Viele Grüße und viel Erfolg!

    Wow,

    das war wirklich mal ein lesenwerter und aufschlussreicher Beitrag, danke :thumbup:
    Ja, ich kämpfe tapfer weiter und als noch dazu habe ich mir einen Frisörtermin am Donnerstag geholt, nachdem ich heute wieder eine Gelbtafel im Haar hatte :rolleyes:

    Hi hi...

    Lieben Gruß Jenny

  • Da kann ich nur sagen, ein Klasse Beitrag mit interessanten Links, der sich doch niveaumäßig erheblich von vielen anderen der letzten Zeit abhebt......
    Gruß, k.

    "Bildung ist das Bewußtsein der Zusammenhänge." KAESTNER, aber der Alfred und nicht der Erich, 1963

  • Hallo!

    Es freut mich, dass doch einige den Beitrag gelesen haben.
    Das Trauermückenproblem wird es wohl geben solange es Terrarien und Zimmerpflanzen in unseren Wohnungen und Häusern gibt. Darum hielt ich es für sinnvoll endlich mal alle mir bekannten Methoden in einem Beitrag vorzustellen.
    Leider eignen sich nicht alle Methoden gleichermaßen für das Problen, besonders für Terrarien in welchen andere Arthropoden leben und sich ggf. vermehren.

    Liebe Sonnenschein: Nematoden werden gegen die veschiedensten Schädlinge eingesetzt, vor Allem im Gartenbaubereich. Die meisten Nematoden werden gegen die weichhäutigen Larvenstadien der Schadinsekten eingesetzt, nur leider gilt das nicht allgemein. Es gibt auch spezialisierte Nematoden, welche auch Adulte Tiere (z.B. Asseln, Maulwurfsgrillen) befallen können. Diese sind zwar unterschiedlich von denen, welche gegen die Trauermücken ageboten werden aber ich würde trotzdem nicht grundsätzlich davon ausgehen, dass adulte Tausis nicht befallen werden können.
    Wie man den Beiträgen von Klaus (danke hier für das nette Lob!) entnehmen kann, gibt es ja auch durchaus ein gewisses Spektrum an für Dilopoden pathogenen Nematoden.
    Vielleicht weiß er ja, ob die "Trauermückenkiller" S. feltiae schon in Diplopoden nachgewiesen wurden?! /off topic: dieser Link über BT sensivität bei Rhabditida wird KLAUS vielleicht interessieren. on topic/

    Stef: leider kann ich dir nicht sagen wo man solche BT-Stämme bekommt. Momentan werden meines Wissens gegen Motten im im deutschen Sprachraum nur Schlupfwespen der Gattung Trichogramma als Biologische Schädlingsbekämpfer angeboten.

    Gruß Sebastian.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Trauermückenfreunde,
    aktueller Lagebericht von der Bekämpfung auf konventionelle Art.

    Der Staubsauger steht zwar noch in Bereitschaft, wurde aber seit einigen Wochen nicht mehr für die Terrarien gebraucht.
    Heute konnte ich beim Füttern 3, in Worten drei, Trauermücken entdecken. So wie es aussieht, ist damit erstmal wieder eine Zeit lang Ruhe. Ich habe es an anderer Stelle schon mal geschrieben, dass nach meiner Erfahrung das gehäufte Auftreten immer periodisch stattfindet. Wenn ich meine alten Beiträge zu diesem Thema lese, scheint der Abstand für Massenauftreten bei mir etwa ein halbes Jahr zu sein.

    Natürlich hat man immer welche rumfliegen, aber eben nicht weiter störend und die Gelbtafeln sind jetzt kaum besetzt.

    Also Kopf hoch, irgendwann hat man relative, temporäre Ruhe. :D
    .

  • Jajajaja :D
    Ich kann mich anschließen, es ist Ruhe. Alle Blumentöpfe haben eine dicke Schicht Sand auf die Erde bekommen und schon ist Schluß mit Gewusel. Auf so ne einfache Lösung wär ich selber so schnell nicht gekommen. Im Terra hängen noch Gelbtafeln aber die Spinnchen drin scheinen alles im Griff zu haben.