Haltung einheimische Arten?

  • Hallo!

    Darf man eigentlich Tausendfüßer sowie Kugler und Asseln die man im Garten findet einfach im Terrarium halten?

    Bei meiner Oma (Göttingen) war der Garten nämlich ein wahres Paradies.

    Ich habe wahrscheinlich

    Polydesmus angustus
    Glomeris marginata
    und eine oder 2 Tausendfüßer Arten gefunden.

    Außerdem waren Keller und Rollasseln in Unmengen vorhanden.

    Bei uns (Friedrichdorf) habe ich keine Polydesmus, Glomeris und nur sehr wenige Asseln und Tausendfüßer gefunden.
    Allerdings leben bei uns überall unmengen von diesen roten Skolopendern vor.

    jetzt interessiert es mich, ob ich die gefundenen Arten in Terrarien Halten könnte? hauptsächlich die Glomeris und Polydesmus interessieren mich ;)

  • Hi,

    also ich kann dir hier grundsätzlich eigentlich nur sagen, dass es laut Bundesnaturschutzgesetz nicht erlaubt
    ist einheimische Tiere ohne vernünftigen Grund einzufangen. Ob nun eine Terrarienhaltung als vernünftiger Grund
    gilt ist denke ich Ansichtssache.
    Und in wie weit sich dieser § 43 auf einheimische Kugler, Tausis oder Asseln bezieht, oder wie ernst das ganze genommen
    bzw. auch kontrolliert wird weiß ich auch nicht genau.

    Hier mal der Gesetzestext:

    § 43 Allgemeiner Schutz der Pflanzen und Tiere
    (1) Es ist verboten,
    1. wild wachsende Pflanzen ohne vernünftigen Grund von ihrem
    Standort zu entnehmen oder zu schädigen,
    2. wild lebende Tiere mutwillig zu beunruhigen oder ohne vernünftigen
    Grund zu fangen, zu verletzen oder zu töten,
    3. Lebensstätten wild lebender Tier- und Pflanzenarten ohne vernünftigen
    Grund zu beeinträchtigen oder zu zerstören,
    4. die Vegetation auf Wiesen, Feldrainen, ungenutztem Gelände, an
    Hecken, Hängen oder Böschungen sowie Hecken, lebende
    Zäune, Bäume, Gebüsche, Schilf- und Röhrichtbestände abzubrennen
    oder
    5. Gräben, die ständig Wasser führen, unter Einsatz von Grabenfräsen
    zu räumen.
    (Bundesnaturschutzgesetz vom 25. März 2002)

    Und bevor sich jetzt hier irgendwer beschwert dass ich mit nem Gesetz ankomme
    will ich anmerken, dass hier allgemein gefragt wurde ob die Haltung erlaubt ist.

    Lg
    Daniel

    P.S.: Wenn du ganz auf Nummer sicher gehen willst frag doch einfach bei deiner zuständigen
    Naturschutzbehörde nach. Die geben da eigentlich immer bereitwillig Antwort.

  • Hallo Daniel!

    Das Gesetzt kenne ich. Allerdings zählt der eigene Garten meines Wissens nach nicht zur Natur. Deshalb dürfen dort nur die extra Geschützten Arten nicht entnommen werden, oder?

    du schlägst doch auch mal ne Fliege in deinem Garten Platt wenn sie dich stört ;) In der Natur darf man das ja nicht.

  • Im prinzip ist die Entnahme oder das Töten von Pflanzen/Tieren aus der Natur verboten. Allerdings dürfen Tiere getötet werden wenn ein vernünftiger Grund dazu besteht wie z.B. bei Belästigung/Übertragung von Krankheiten/Schädlingen und halt dem Sammeln für eine wissenschaftliche Sammlung. Allerdings gilt das nicht für nach BArtSchV und FFH geschützten Arten, hier braucht man eine Sondergenehmigung von vom Landesamt oder der Naturschutzbehörde.
    Beim Sammeln sollte man sich der Eigentumsverhältnisse des Gebietes auch bewusst sein (Nachbars Garten z.B.) und bei NSG/FFH-Gebieten benötigt man eine Sammelgenehmigung oder es sollte zumindest eine Absprache bestehen, da man die Wege verlässt und dadurch auch geschützte Arten stören kann. Im prinzip ist es auch sinnvoll auch für normale Wälder dem zuständigen Förster bescheid zu sagen.

    Aus eigener erfahrung kann ich sagen, dass man eigentlich keine Probleme bekommt wenn man beim Sammeln erwischt werden sollte und dass sich die meisten Förster/Ämter als sehr kooperativ und tolerant erweisen wenn es um Genehmigungen geht, da sie auch Interesse daran haben was in ihrem Wald kreucht und fleucht.

    Vielleicht auch interesant ist die Tatsache, dass der Großteil der faunistischen Daten, also der Verbreitung von diversen Arten wie z.B. Käfern usw., aus "illegalen" Aufsammlungen stammen und sich die Naturschutzbehörden auch über solche Daten sehr freuen.

    Inwiefern ein Förster reagiert wenn man Tausendfüßer sammelt um sie im Terrarium zu halten ist wahrscheinlich abhängig von der Person die vor einem steht, aber richtige Strafen hat man wohl nicht zu befürchten außer vielleicht einer Standpauke. Die Wahrscheinlichkeit Probleme mit dem Förster zu bekommen wenn man ohne Holzleseschein kg-weise morsches Holz für seine Terrarien sammelt, am besten noch außerhalb des erlaubten Zeitraumes (meist Herbst bis Frühjahr), ist viel viel höher und endet dann auch meist mit einem Bußgeld.

    Ich persönlich finde es gut wenn sich (junge) Leute für die Natur interessieren, sie erkunden und Tiere und Pflanzen beobachten. Allerdings sollte man sie auch mit dem nötigen Respekt behandeln und nicht sinnlos töten, vor allem seltene oder geschützte Arten und den Lebensraum wieder so verlassen wie man ihn angetroffen hat, z.B. umgedrehtes Holz wieder so hinlegen wie man es vorgefunden hat usw.

  • hallo zusammen.

    also ich halte auch einheimische arten (pechschwarz und weiße beinchen) daheim in faunarien.

    ok...es sind logischerweise wildfänge was ja nicht so doll angesehen ist ABER ich züchte erfolgreich und der nachwuchs wird von mir wenn er groß genug ist wieder ausgesetzt. somit mach ich was für den "artenschutz" also die erhaltung der spezies.

    mfg SpOoKy

  • Ich hab auch ein paar einheimische Füßer in meinen Terrarien...

    und neuerdings:

    auch in der Wohnung freilaufend :D

    Naja, ok- die kommen einfach so von draußen herein spaziert und tummeln sich dann hier und da an der Decke und an Wänden.

    Scheinbar ists hier momentan noch schöner als draußen- ist das erste Jahr, in dem sie sich von der Hauswand außen auch noch drinnen verlaufen. ^^

    LG von der "lang diplopoda-abwesenden"

    Bärbel

  • Kuckuck,

    ich häng mich da auch mal ran, ich war heute Moos sammeln und mit diesem sind Tausis hier angekommen.

    Birgt es eine Gefahr wenn ich diese absichtlich oder aus Versehen (im Moos versteckt) in meine Terrarien einbringe?
    Krankheitsübertragung jetzt ganz im besonderen?

    Lieben Gruß Jenny

  • Hallo,
    ich habe auch schon aus Versehen einheimische Arten mit eingeschleppt, sie haben eine ganze Weile mit meinen tropischen Tausendfüßern zusammengelebt, dann habe ich sie aber doch "rausgefischt" und wieder in die Natur entlassen. Ich denke nicht, dass du dir Sorgen um deine Tiere machen musst.

    Viele Grüße von den Krabblern und mir...

  • Bin ich mal wieder zu vorsichtig?

    Eigentlich halte ich nicht viel von steriler Haltung, meine Nager bekommen auch Waldholz, ich sprüh es kurz ab und das war es.
    Die Quittung hatte ich nun allerdings mit einem deftigen Wurmbefall, der eigentlich nur daher kommen kann ;(

    Deswegen dachte ich, vielleicht haben die Einheimischen Pilze oder dergleichen die den tropischen gefährlich werden können.
    Ist dem nicht so?

    Gruß Jenny

  • Neeee, die ernähren sich doch teilweise doch von dem Pilzmyzel,

    Wenn du auf nummer sicher gehen willst: (Ich mache das auch so)

    Frier dein angemischtes Substrat einfach einen Tag lang ein, da ist dann alles Kaputt was nicht reingehört, aber noch keimig genug, dass die Füßer genug zum Fressen haben.
    Anschliesend musst du nur noch deine Nützlinge wie Springschwänze (evtl. auch Rollasseln) und deine Füßer einsetzten,

    Gruß Joschka

    "I´m the lizard king, i can do everything" - Jim Morrison

  • Hi Joschka,

    die armen Wildfüßer im Moos frosten, um es dann Haustierfüßern zu reichen, das entbehrt nicht einer gewissenen Ironie :S
    Wäre aber sicher die sicherste Methode. Aber wenn ich wüsste die Wildfüßer sind keine Gesundheitsgefahr, wär ich auch nicht traurig drum ein paar zu beherbergen, mir gefallen sie ausgesprochen gut und sie haben erst mein Interesse geweckt an dem Thema. Hm, was mach ich nun mit den Füßern die ich heute im Moos gesammlt habe.. Ich denk ich pack sie mal in eine kleine Box, dann wandern sie zurück in den Wald oder doch lieber in ein Becken ?(

    Gruß Jenny

  • Hi, also wenn du sie nun schon abgesammelst hast, lass sie wieder frei. Dann kannst du beruhigt sein und die Tiere kommen ja draußen auch bestens zurecht ^^ Wenn sich doch mal einer ins Terra verirrt kannste ihn ja getrost drinlassen aber mit Absicht reinsetzen würd ich persönlich jetzt auch nicht zwangsläufig tun.

    • Offizieller Beitrag

    Ich freue mich über jeden Einheimischen, und auf fast allen meinen Fotos turnt irgendwo ein Einheimischer mit rum.

    Und nein, ich friere prinzipiell nichts ein, sondern belasse die eingebrachte Erde so wie sie ist.

    Gruß, Sol :wink:

    Einmal editiert, zuletzt von solaris195 (9. Oktober 2009 um 20:08)

  • Ich halte auch nichts von einfrieren und erst richtig von der Behandlung im Backofen. Übrigens werden viele einheimische Tierarten, besonders deren Eier und Larvenstadien, auch durch kurzfristige -20°C wenig beeindruckt. Das kalte Winter im nächsten Jahr für weniger "Viehkram" sorgen ist ein Märchen und mag nur für mediterrane Einwanderer und kleinere Säugetiere zutreffen.
    Einfach alles Große grob absammeln und ab ins Terrarium. Die meisten einheimischen Tausendfüßerarten sind auf dauer nur schwer zu halten, besonders zusammen mit tropischen Arten. Bisher konnte ich nur auf längeren Zeitraum beobachten, dass sich Cylindroiulus punctatus, C. truncorum, Allajulus nitidus und ein paar bestimmte [lexicon]Hundertfüßer[/lexicon] wie Cryptops [lexicon]sp.[/lexicon], Lithobius forficatus, L. crassipes und Schendyla nemorensis halten und vermehren konnten. Glomeris marginata klappte nur in einem seperaten Becken bzw. Glas.

    Wegen Krankheiten braucht man sich auch keine Gedanken zu machen. Pilzerkrankungen sind bei den einheimischen Arten extremst selten und treten bei den tropsichen Arten vermutlich nur aufgrund Haltungsfehlern auf. Milben kommen zwar schon häufiger vor, aber das ist höchstens ein Tausendfüßer von 1000 betroffen und dann sind es auch keine schädlichen Arten sondern Wandernymphen und freilaufende Arten, wie z.B. bei A. gigas.

  • Super,

    danke Leute, dann bin ich beruhigt :)

    Das Moos kommt ins Becken, wenn noch Eier oder Füßer drin sind, dann sind sie eben drin.
    Einfrieren fände ich allein schon doof, weil ich das Moos lebend haben will und nicht tot. Gut, es mag was aushalten, aber von 20 Grad plus auf 20 Minus und wieder zurück, ich weiß nicht. Es war aber wirklich Wahnsinn, unter ca. 20 x 20 cm Moss lagen zehn Füßer herum, die meisten hab ich gleich im Wald gelassen, also alle die ich sehen konnte.

    Lieben Gruß Jenny